Über das gemeinnützige Beschäftigungsprojekt (GBP) chance2work von Kolping Österreich hat Sarah Djordjevic Zugang zu einer Arbeit gefunden, die ihr am Herzen liegt. An ihrer Arbeitsstelle im Kolpinghaus Gemeinsam Leben im 10. Wiener Bezirk hat Nuzzes mit ihr darüber gesprochen.
Gemeinnützige Beschäftigungsprojekte und sozialökonomische Betriebe (SÖB) eröffnen Chancen am Arbeitsmarkt. Unter der Rubrik „Alumni“ stellen sich Menschen vor, die ihre Chance nutzen konnten.
Ich war ungefähr drei Monate hier im Haus im Bereich Lebensqualität von chance2work, als ich gefragt wurde, ob ich ein Praktikum auf einer Station machen möchte. Eine Woche später habe ich dann dort als Abteilungshelferin angefangen. Das war im März. Die Arbeitszeiten sind schon anstrengend, es kommt vor, dass ich drei Tage hintereinander jeweils zwölf Stunden Dienst habe. Aber man schafft das und die Arbeit ist super. Ich bin zum Beispiel für das Essen verantwortlich. Ich hole es aus der Küche, bereite es vor, je danach, wer von den Bewohnerinnen und Bewohnern in welchem Grad selbständig essen kann, und serviere es. Auch um die Betten kümmere ich mich – Betten machen, die frisch gewaschene Wäsche einschlichten, Betten frisch überziehen.
Unsere Abteilung ist mit 36 Bewohnerinnen und Bewohnern die größte im Haus. Abteilungshelferinnen sind wir vier, meistens haben zwei oder drei gemeinsam Dienst. Ein Zivildiener hilft uns auch.
Als nächstes habe ich vor, die Ausbildung zur Pflegeassistentin zu machen. Mir ist sehr wichtig, den Umgang mit eingeschränkten Menschen zu lernen, egal ob sie jung oder alt sind. Ich habe früher in der Gastronomie und im Handel gearbeitet und erkannt, dass ich etwas arbeiten möchte, wo ich Menschen helfen kann. Das ist einfach in mir, ich spüre das, wenn ich jemand Hilfebedürftigen sehe, dass ich das Bedürfnis habe, zu helfen. Im Bereich Lebensqualität von chance2work haben wir dann viele verschiedene Sachen gemacht, zum Beispiel Post im Haus verteilen und für die Bewohnerinnen und Bewohner einkaufen gehen, gemeinsam basteln oder Gesellschaftsspiele spielen. Das war ein guter Einstieg und ich habe gemerkt, dass ich mir gut vorstellen kann, auf diesem Weg weiterzugehen. Die Chance, Abteilungshelferin zu werden, habe ich bekommen und der nächste Schritt soll eben die Pflegeassistenz sein. Ich möchte immer noch mehr lernen und mich weiterbilden.
Die Arbeit hier bietet auch viele Möglichkeiten, Erfahrungen mit sich selbst zu sammeln. Der Umgang mit dem Tod etwa, oder Verhalten in Notsituationen. Einmal ist eine Bewohnerin gestürzt und auf das Gesicht gefallen. Alles war voller Blut, sie hatte Schmerzen und schrie. Früher wäre ich hysterisch geworden, aber da habe ich gedacht, okay, ausatmen, Lösung finden. Ich habe ihr geholfen, aufzustehen, habe sie abgewischt und dann war es schon wieder ein wenig besser für sie. Manches hilft mir auch in der Erziehung meiner kleinen Tochter, die jetzt in die Trotzphase kommt – ich sage nur: Geduld ist alles. Und seit ich sehe, wie die einfachsten Sachen Menschen eine Riesenfreude machen können, Musik hören, Spazieren gehen, die Sonne sehen, bin ich dankbar für jeden Tag, an dem ich aus eigener Kraft gehen, mit meinen eigenen Augen sehen und ohne Beschwerden essen kann.
Helfen ist nicht jedermanns Sache, schon gar nicht als Beruf. Manche fürchten sich, andere möchten, wissen aber nicht wie. Das ist so und das ist okay. Aber wenn man helfen kann, dann soll man auch helfen. Und wenn man es gelernt hat, umso besser.
Fotos, sofern nicht anders ausgewiesen: Erich Schuster
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