Als Mitarbeiterin im sozialökonomischen Betrieb (SÖB) des Wiener Hilfswerks hat Gabriela Gottsbacher mitgeholfen, den Sozialmarkt (SOMA) des Hilfswerks am Laufen zu halten. Das hat ihr geholfen, sich die nächste Arbeitsstelle für die Zeit nach der zeitlich begrenzten SÖB-Beschäftigung zu finden. Nuzzes hat sie im Sozialmarkt in der Neustiftgasse getroffen.
Sozialökonomische Betriebe und gemeinnützige Beschäftigungsprojekte (GBP) eröffnen Chancen am Arbeitsmarkt. Unter der Rubrik „Alumni“ stellen sich Menschen vor, die ihre Chance nutzen konnten.
Bis 2020 war ich 20 Jahre bei der Firma Bipa. Dann habe ich gedacht, ich muss mich verändern, habe gekündigt und bin zur Firma Strabag gegangen. Damals haben alle gesagt, sei mutig, mach einmal etwas anderes. Bei der Strabag war ich am Standort Donau City am Empfang. Aber nach einer Woche habe ich gemerkt, das passt nicht zu mir, mir fehlte der Umgang mit Kunden und die Bewegung bei der Arbeit, das Umhergehen. Dann war die Corona-Pandemie und ich war arbeitslos. 2021 habe ich im Sozialmarkt begonnen und dort war ich bis September 2022. Für mich war das der Wiedereinstieg und es hat mir auch viel Spaß gemacht, auch, weil ich endlich wieder etwas zu tun hatte. Nach dem SOMA bin ich zum Interspar gegangen.
In meiner jetzigen Tätigkeit mache ich vorwiegend Regalbetreuung. Ich arbeite von Montag bis Freitag, Samstagsdienste muss ich keine machen. Leider habe ich bis jetzt nur eine Teilzeitstelle, aber mit etwas Glück kann ich ab Herbst Vollzeit arbeiten. Ich bin das gar nicht gewohnt, so wenig zu arbeiten und finanziell ist es natürlich auch nicht so gut. Aber ich bin froh, eine Beschäftigung zu haben und Spaß macht sie mir auch. Ich habe nette Kollegen und das Arbeitsklima ist gut.
Im Sozialmarkt habe ich jede Arbeit gemacht, die dort anfällt - Kassa, Regale nachschlichten, Gemüseregale betreuen und so weiter. Vieles davon war ich bereits aus meiner Zeit beim Bipa gewohnt, wo ich 17 Jahre lang auch stellvertretende Filialleiterin war. Die Kundschaft im SOMA war allerdings eine ganz andere, aber es waren auch dort viele nette Leute darunter und Nörgler hat man sowieso überall dabei. Schwer ist es immer gewesen, wenn es für bestimmte Waren begrenzte Abgabemengen gab, zum Beispiel beim frischen Gemüse, damit möglichst viele etwas bekommen können. Da herrschte dann großer Andrang und manche taten einem schon leid und man hätte ihnen gern mehr gegeben. Dass die Stelle befristet ist, wusste ich natürlich von Anfang an, wobei ich schon öfter nachgedacht habe, ob es nicht doch etwas Dauerhaftes werden könnte. Weggegangen bin ich dann mit einem weinenden Auge.
Geholfen hat mir die Zeit im Sozialmarkt auf jeden Fall. Wenn man lange daheim ist, verlernt man ja das Arbeiten ein bisschen und so konnte ich arbeitsmäßig wieder in Schuss kommen. Auch die Kurse, die hier angeboten werden, habe ich alle mitgemacht. Ich bin jeden Tag gerne in die Arbeit gegangen, nicht zuletzt wegen der netten Menschen vom Stammpersonal. Für andere hat es hier nicht gepasst, wenn zum Beispiel der Wille zum Arbeiten gefehlt hat oder wenn jemand so gar kein Deutsch versteht. Wichtig ist, die Sache ernst zu nehmen, schließlich ist es ja ein echter Job, der so seine Verpflichtungen mit sich bringt. Und man muss eigentlich froh sein, dass es so etwas gibt. Dass man hier eine Chance bekommt und nicht nur daheimsitzt, sondern stattdessen für sein Geld auch etwas leistet.
Fotos: Erich Schuster