Privat und an ihrer Arbeitsstelle spielen Kinder und Jugendliche bei Svenja Winter eine zentrale Rolle. Die Stelle hat sie mit Unterstützung des sozialökonomischen Betriebs (SÖB) TAV Betriebe - Training, Arbeit, Vermittlung - gefunden.
Sozialökonomische Betriebe und gemeinnützige Beschäftigungsprojekte (GBP) eröffnen Chancen am Arbeitsmarkt. Unter der Rubrik „Alumni“ stellen sich Menschen vor, die ihre Chance nutzen konnten.
Ich leite seit Jänner 2024 das Sekretariat des Projekts AusbildungsFit Jobtrain der Volkshilfe Wien, in dem Jugendliche, meist direkt nach der Schule, auf eine Berufsausbildung vorbereitet werden. Meine Arbeit sind klassische Sekretariatstätigkeiten, also Organisatorisches, Buchhaltung, Telefon, Post und so weiter. Ich arbeite gesamt 19 Wochenstunden an drei Tagen in der Woche. Das Projekt ist Ostern 2024 von der Geiselbergstraße in ein neu gebautes Objekt im Nordbahnviertel übersiedelt. Ich wohne zwar ziemlich weit draußen am nordöstlichen Stadtrand, aber mit der U2 habe ich eine gute Verbindung, an der auch die Schule meiner Tochter liegt, somit passt das mit den verschiedenen Wegen.
Wir haben um die 50 Jugendliche im Projekt, die meisten mit psychischen Gesundheitsthemen. Bei uns sollen sie sich innerhalb von bis zu zwei Jahren so weit stabilisieren, dass sie im Anschluss eine gute Aussicht haben, eine Ausbildung zu schaffen. Es gibt verschiedene Arbeitsgruppen, unter anderem eine IT-Gruppe, eine Handwerksgruppe und eine Kochgruppe, die Arbeiten je nach inhaltlichem Schwerpunkt übernehmen. Die IT-Gruppe kümmert sich zum Beispiel darum, dass die Computer hier am Standort immer laufen.
Zu den TAV-Betrieben bin ich über das AMS gekommen. Ich habe auch eine Ausbildung als Bürokauffrau und da ich zwei Kinder habe, eines davon pflegebedürftig, wollte ich im Bürobereich arbeiten, um möglichst fixe Arbeitszeiten zu haben. Bei den TAV-Betrieben habe ich ein halbes Jahr im Büro gearbeitet, dann wurde bei Jobtrain meine jetzige Stelle frei, ich habe mich beworben und es hat gepasst.
Ich habe zwar drei Berufsausbildungen, aber es ist ja mit Kinderbetreuungspflichten schon schwer am Arbeitsmarkt und wenn ein Kind auch noch eine Behinderung hat, dann wird es ganz eng mit den Jobangeboten und die wenigen, die es gibt, sind auch völlig überrannt. Dadurch war ich etliche Jahre auf der Suche, habe mich immer beworben, Weiterbildungen gemacht, einfach alles, von dem ich dachte, es könnte helfen, Arbeit zu finden. Irgendwann ist dann der Umstand, dass man schon so lange zu Hause ist, ein zusätzliches Hindernis dabei und ich habe auch Monate gehabt, in denen ich 50 Bewerbungen verschickt habe und es kam kein einziges Vorstellungsgespräch heraus. Bei den TAV-Betrieben haben sie gesagt: „Wir probieren das jetzt einmal gemeinsam“ und nun habe ich einen Job, der mir Spaß macht und auch gut passt – ich bin mega happy.
In meinem Ursprungsberuf als Gärtnerin habe ich im Forschungsbereich gearbeitet, was wirklich sehr interessant war. Ein Jobwechsel innerhalb der Branche stellte sich nachträglich als nicht so gute Entscheidung heraus, ich bekam damals auch gesundheitliche Probleme und die Möglichkeit zur Umschulung in Richtung Bürokauffrau und Lagerlogistik habe ich dann gerne wahrgenommen.
Was ich am SÖB großartig finde, ist, das ist keine Fake-Arbeit, die man dort macht, um halt wieder reinzukommen. Ich arbeitete bei den TAV-Betrieben richtig mit, es wurde sich darauf verlassen, dass ich die Arbeit erledige, ich war mitten drin und dabei und hielt den Laden mit am Laufen. Auf die Ausschreibung meiner jetzigen Stelle wurde ich von drei verschiedenen TAV-Betriebskontaktern hingewiesen, die gar nicht für mich zuständig waren – das fand ich auch alles andere als selbstverständlich.
Fotos: Erich Schuster, Charles Forerunner auf Unsplash
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